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Was machen Sie eigentlich Herr Bürgermeister? |
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Im Rahmen des Heimat- und Sachunterrichts haben die Viertklässler der Grundschule Rohr einen praxisnahen Unterricht beim Besuch im Rathaus erlebt. Bürgermeister Andreas Rumpel empfing die 21 Schülerinnen und Schüler, zusammen mit Klassenleiterin Daniela Karl und informierte sie über die vielen Aufgaben, die ein Bürgermeister und eine Gemeinde wie Rohr hat. Weil zuvor noch ein wichtiges Telefonat reinkam, mussten sich die Schüler etwas in Geduld üben und durften zuerst Rosmarie Kunert, der Assistenz des Bürgermeisters im Vorzimmer, über die Schultern schauen. Von Ihr erfuhren sie gleich, dass ein Bürgermeister oft nur wenig Zeit zur Verfügung hat und Termine deshalb sorgfältig organisiert und zeitlich gut abgestimmt vorbereitet werden müssen. Die Grundschüler erfuhren auch, dass über das Vorzimmer zum Beispiel die Terminvereinbarungen und Schreibarbeiten laufen und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gesteuert wird. Hätte der Bürgermeister keine Mitarbeiterin, dann könnte er viele seiner eigentlichen Arbeiten kaum mehr ausführen.
Neugierig geworden konnten alle Schüler endlich das Bürgermeisterzimmer genau inspizieren. Ein Besprechungstisch, ein Schrank, ein Sideboard und ein großer Schreibtisch stehen dort – mehr nicht. An der Wand hängt ein neues Luftbild des Hauptortes, auf dem die Schüler gleich ihre Schule entdeckten. Dieses Bild ist wichtig, erklärte der Bürgermeister, weil auf ihm die alte Struktur des Ortes und die Neubauten der letzten Jahrzehnte zu erkennen sind. Hier lassen sich erste Ideen für die künftige Ortsgestaltung entwickeln. Das alles zieht sich über viele Jahre, aber ein Bürgermeister muss immer Jahre vorandenken, erfuhren die Kinder. Besondere Aufmerksamkeit zog der höhenverstellbare Schreibtisch von Herrn Rumpel auf sich. Sitz-Steh-Arbeitsplätze sind heute in vielen Behörden und Betrieben Standard, hörten die Kinder. „So kann ich mal im Sitzen und mal im Stehen arbeiten, denn das viele Sitzen im Büro, bei Sitzungen und Auswärtsterminen geht mit der Zeit auf den Rücken“, erklärte er den Kindern. Kein Wunder, die Arbeitszeiten eines Bürgermeisters sind lang. Oft gehen sie bis spät in den Abend und auch am Wochenende muss Rumpel mal am Schreibtisch etwas Dringendes wegarbeiten und Termine wahrnehmen.
Dann erfuhren die Kinder so einiges über den Tagesablauf des Gemeindeoberhauptes und durften sogar einen Blick in den Terminkalender seines Computers werfen. Der Tag des Bürgermeisters beginnt zwischen halb und dreiviertel Acht. Oft hat der Bürgermeister auf dem Weg ins Büro einen ersten Ortstermin absolviert, oder bei einer Baustelle vorbeigeschaut. Um 8 Uhr folgt eine kurze Bürobesprechung, nach Bedarf werden einzelne Mitarbeiter hinzugebeten. Montags ist immer Dienstbesprechung mit dem Bauhofleiter. Der Bürgermeister will wissen, welche Aufgaben der Bauhof gerade im Gemeindegebiet ausführt. Dabei werden auch die Anliegen von Bürgern, Schadensfälle und umzusetzende Aufgaben besprochen. In der Besuchswoche der Grundschule sind viele Termine angesetzt, wie der Terminkalender zeigt. Eine Sitzung der Bürgermeisterrunde des Landkreises wartet, der Wasserzweckverband tagt, die Bürgermeister von neun Gemeinden treffen sich zur nächsten Konferenz der gemeindlichen Zusammenarbeit, einen Vereinsvorstand und zwei Versammlungen besucht der Bürgermeister am Abend. Ein Betriebsbesuch steht an, der Bürgermeister will wissen wie es dem Unternehmen geht und ob es weitere Ausbildungs- und Arbeitsplätze plant. Besprechungen mit Ingenieuren und Fachfirmen, eine Gratulation steht auch im Terminkalender und ein Brautpaar hat sich gewünscht, dass es bald vom Bürgermeister getraut wird. Ein Bürger hat mit Frau Kunert einen Termin im Rathaus vereinbart, weil er dem Bürgermeister ein persönliches Anliegen vorbringen möchten. Auch hierfür nimmt sich der Bürgermeister gerne die Zeit. Gar nicht so einfach für die Mitarbeiter im Rathaus, die ihren Chef auch für die eine oder andere Entscheidungen brauchen.
Während unseres Besuches läutet das Telefon ein paar mal. Frau Kunert notiert im Vorzimmer die eingehenden Anrufe für den Bürgermeister. Ein Bürgermeister, lernen wir, ist wirklich viel beschäftigt.
Nachdem das Büro von den Schulkindern unter die Lupe genommen war, ging es weiter in den Sitzungssaal. Dort durften die Kinder in die Rolle von kleinen Gemeinderäten schlüpfen. Bürgermeister Rumpel läutete buchstäblich die Sitzung ein und jeder durfte sich, wie in einer echten Sitzung mit seinen Anliegen der Reihe nach zu Wort melden. Hier zeigte sich schnell, dass die vorher überlegten Fragen zweitrangig wurden und die Kinder mit ihren ganz persönlichen Anliegen an den Bürgermeister herantraten. „Was kann man denn tun, wenn man merkt, dass die Nachbarn ihre Hunde schlecht behandeln?“, wollte beispielsweise ein Mädchen wissen. Ein Schüler fragte nach, wer für das Mähen der Wiese neben seinem Grundstück verantwortlich sei. „Bisher haben wir das immer gemacht, aber ist das nicht Aufgabe der Gemeinde?“, war die Frage des kleinen Gemeindebürgers. Herr Rumpel nahm sich für die Fragen der Kinder viel Zeit und erklärte allen geduldig, was in den Aufgabenbereich der Gemeinde gehört und wofür eine Gemeinde aber auch nicht zuständig ist und manche Aufgaben gar nicht machen darf.
Die Kinder – so schien es – hätten noch stundenlang weiter diskutieren können, doch der restliche Schultag wartete bereits und so machten sich alle auf den Rückweg. „So macht das Lernen viel mehr Spaß!“, war das gemeinsame Fazit, als ein interessanter und gewinnbringender Unterrichtsgang zu Ende ging.
Zuletzt geändert am: 1.12.2016
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